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Hierbei handelt es sich um einen Archivbeitrag des GVP-Vorgängerverbands „iGZ“.
Wolfram Linke
Bis zum Jahr 2060 wird das Erwerbspersonenpotenzial laut einer neuen Projektion des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), um 11,7 Prozent von 45,7 Millionen auf 40,4 Millionen schrumpfen. „Der Rückgang der inländischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bedingt die Schrumpfung. Weder die steigenden Erwerbsquoten noch die Zuwanderung können sie in unserer Projektion ausgleichen“, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Entwicklung“.
Nach der Projektion werden 2060 72,6 Millionen Menschen in Deutschland leben. Davon sind 52,2 Millionen im erwerbsfähigen Alter. Das bedeutet einen Rückgang um 10,2 Millionen. Nach der Projektion der IAB-Forschenden Timon Hellwagner, Doris Söhnlein und Enzo Weber wird sich die jährliche Nettozuwanderung von 220.000 Migranten in 2020 auf 106.000 in 2060 mehr als halbieren. Die Zuwanderung von Beschäftigten aus der EU werde von durchschnittlich jährlich 900.000 in den vergangenen zehn Jahren bis 2060 auf 600.000 sinken.
Gleichzeitig werde die Zuwanderung aus Drittstaaten bis dahin von 240.000 auf 500.000 steigen. Die Wirkung der Zuwanderung auf das Erwerbspersonenpotenzial werde laut IAB aber dadurch begrenzt, dass die Abwanderung von 750.000 pro Jahr auf eine Millionen steigen wird. Die IAB-Forschenden erwarten auch, dass die Geburtenrate pro Frau von 1,5 auf 1,7 steigen wird. Die Erwerbsbeteiligung deutscher Frauen zwischen 25 und 54 Jahren wird von 89 auf 93 Prozent steigen, die von ausländischen Frauen von 67 auf 77 Prozent. Die Erwerbsbeteiligung Älterer wird bei deutschen Männern um sieben Prozent, bei ausländischen Frauen um sieben Prozent, bei ausländischen Männern um drei Prozent und bei deutschen Frauen um ein Prozent zunehmen.
IAB-Ökonom Weber erklärt: „Die Ergebnisse zeigen, dass den Betrieben in den nächsten Jahrzehnten deutlich weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen werden. Wenn wir die Schrumpfung vermeiden wollen, müssen wir bei den Gegenmaßnahmen also noch mindestens zwei Schippen drauflegen.“ Ansatzpunkte bilden sowohl die Erwerbsbeteiligung, insbesondere ausländischer Frauen und Älterer, der Abbau der Arbeitslosigkeit als auch die Migration. „Bei der Erwerbsmigration werden Drittländer gegenüber der EU immer wichtiger. Die Hürden müssen deshalb weiter abgebaut werden.
Gleichzeitig muss aber auch mehr dafür getan werden, dass Zugewanderte auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen und in Deutschland eine langfristige Perspektive finden,“ erläutert Weber. Zur langfristigen Stabilisierung des Erwerbspersonenpotenzials über 2035 hinaus werde es aber auch auf eine höhere Geburtenrate ankommen. Weber: „Entscheidend dafür ist eine Gesellschaft, in der sich Beruf und Familie gut vereinbaren lassen.“ Faktoren wie umfassende Kinderbetreuungsangebote, partnerschaftliche Aufgabenteilung, flexible individuelle Arbeitsmodelle und familienpolitische Unterstützung würden dabei helfen.
Die Projektion des Erwerbspersonenpotenzials berücksichtigt die stark negative demografische Entwicklung, aber auch Ausgleichsmöglichkeiten über Erwerbsbeteiligung und Migration. Insbesondere wurden Zuwanderung nach Gruppen von Herkunftsländern wie auch Abwanderung modelliert. Die Entwicklung kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden und ist damit mit Unsicherheiten behaftet. Das Zweidrittel-Konfidenzintervall für das Erwerbspersonenpotenzial im Jahr 2060 liegt bei 37,9 Millionen bis 42,9 Millionen Personen.
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