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Hierbei handelt es sich um einen Archivbeitrag des GVP-Vorgängerverbands „iGZ“.
Wolfram Linke
Der Fachkräftemangel greift zunehmend um sich – auch in Bayern schlagen mittlerweile zahlreiche Unternehmen Alarm. „Alles kommt gleichzeitig: Wir müssen klimaneutral werden, die Digitalisierung stemmen – und das alles in einer Situation, in der wir immer weniger Arbeitskräfte haben“, fasste Oliver Stettes, Arbeitsmarktexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), jetzt in einem Interview mit aktiv-online.de, einer Plattform im Verlag der Institut der deutschen Wirtschaft Köln Medien GmbH, zusammen.
Stettes machte darin unter anderem den demographischen Wandel als eine der Ursachen des wachsenden Mangels aus. Zudem gebe es weitere Herausforderungen wie etwa den ökologischen Wandel und die Digitalisierung, für die Fachkräfte gebraucht werden. „Schwierig ist, dass wir für die ersten beiden Punkte mehr und andere Fachkräfte als bislang brauchen – und das zu einer Zeit, in der wir durch den demografischen Wandel in eine große Rentenwelle hineinlaufen“, stellte Stettes fest.
Ausbildung sei demnach ein wichtiger Baustein. In der Digitalisierung befinde sich das – auch in den Unternehmen – bereits teilweise in der Umsetzung. Grund dafür sei das ökonomische Optimierungskalkül der Produktionsprozesse und Geschäftsmodelle. Damit lasse sich die Produktivität erhöhen und teils könne die Arbeit automatisiert von Maschinen erledigt werden – dadurch wiederum könne der Mangel an Arbeitskräften zu einem gewissen Maß kompensiert werden.
Nach wie vor gebe es für die Digitalisierung aber zu wenig Fachkräfte, Stettes: „Und ich bin sicher, dass wir noch einen richtigen Schub bei der Digitalisierung bekommen, wenn wir die konjunkturelle Delle, die durch die Coronapandemie angefangen hat, endlich hinter uns gelassen haben.“
Oliver Stettes: „Denn dann ist die sogenannte geburtenstarke Babyboomer-Generation endgültig in Rente. Wenn so viele Arbeitskräfte fehlen, kommt die Digitalisierung nicht in Schwung, wir schaffen die Transformation nicht.“
Der Ökologische Wandel (Dekarbonisierung) dagegen sei vor allem politisch motiviert. Ziele seien etwa die CO2-Einsparung, die Art der Energieversorgung oder auch die Zukunft der Verbrennungsmotoren. Durch die fluktuierende Entwicklung sei allerdings unklar, welche und wie viele Fachkräfte gebraucht werden. Zielgerichtete Investitionen seien schwierig.
Hier gelte es aber, jetzt dringend Weichen zu stellen, „um Fach- und Arbeitskräfte zu bekommen.“ Sonst verschlimmere sich die Lage in den nächsten zehn Jahren immens. Stettes: „Denn dann ist die sogenannte geburtenstarke Babyboomer-Generation endgültig in Rente. Wenn so viele Arbeitskräfte fehlen, kommt die Digitalisierung nicht in Schwung, wir schaffen die Transformation nicht. Und unsere Gesellschaft wird tendenziell ärmer, weil ein immer kleinerer Teil Jüngerer für immer mehr ältere Menschen Geld verdienen muss.“
„Wir sollten im Schnitt später als heute in Rente gehen und leichter über das gesetzliche Rentenalter von 67 hinaus arbeiten können. Zudem müssen wir Arbeitslose in den Arbeitsmarkt holen.“
Potenzial sehe er in der Erhöhung des Arbeitsvolumens der Berufstätigen. Vorstellbar seien Modelle, „in denen etwa Arbeitnehmer statt Teilzeit vollzeitnah arbeiten.“ Außerdem sollte die Erwerbsbeteiligung Älterer erhöht werden. „Wir sollten im Schnitt später als heute in Rente gehen und leichter über das gesetzliche Rentenalter von 67 hinaus arbeiten können. Zudem müssen wir Arbeitslose in den Arbeitsmarkt holen“, schlug Stettes vor.
Zusätzlich müsse die Zuwanderung gezielt gefördert werden. Verfahren und Prozesse sollten laut Stettes verschlankt werden – Zeitarbeit aus dem Ausland zuzulassen sei eventuell ein weiterer Lösungsansatz.
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