Zeitarbeit – ideale Alternative für das Arbeiten im Alter

Unique-Seniors-Geschäftsbereichsleiter Tobias Bell (l.) und Michael Kniß, Ansprechpartner für Interessierte älterer Generationen, sehen in der Personaldienstleistung ein großes Potenzial für die Beschäftigung von Seniorinnen und Senioren.

"Best Ager" Michael Kniß: Engagierter Ansprechpartner bei Unique Seniors für die ältere Generation 

„Heute bin ich sehr glücklich, dass ich das tun kann – eben diese Arbeit mit Senioren. Meine Hauptaufgabe besteht darin, diese Bewerber in Firmen unterzubringen.“ Michael Kniß ist 69 Jahre alt und eigentlich seit 2019 in Rente, arbeitet nun aber als Personaldisponent beim Personaldienstleistungsunternehmen Unique Seniors. „Ich muss abends nach Hause kommen und mir sagen können: 'Jau, du hast es gerockt, Alter'. Sonst gehe ich ein wie eine Primel.“ Die Rente wirkte sich für ihn ganz offenbar eher fatal aus:  „Nach sechs Monaten habe ich die Nerven verloren und wusste, ich muss eine Aufgabe haben“, erläutert der gebürtige Hesse, warum er sich dann einen Job auf Rügen suchte und innerhalb kürzester Zeit zum Leiter der Fahrdienstgeschäfte in einem Freizeitpark avancierte.  

Das reichte ihm nicht, „denn das war nur ein Saisongeschäft im Sommer.“ Als sein Sohn ihn dann auf Unique Seniors, ein Personaldienstleistungsunternehmen, das Seniorinnen und Senioren über Zeitarbeit beschäftigt, aufmerksam machte, war die Entscheidung schnell getroffen: „Ich bewarb mich, wurde am 2. Januar 2024 als interner Mitarbeiter eingestellt und zog zurück in den Kreis meiner Familie bei Hanau.“ Als interner Mitarbeiter kümmert er sich nun um die Kontakte zu den Kunden und vermittelt die Zeitarbeitskräfte in die jeweiligen Jobs.

„Ich muss abends nach Hause kommen und mir sagen können: ,Jau, du hast es gerockt, Alter´.
Michael Kniß | Personal Manager Seniors

Langer Berufsweg 

Er sei nun „total happy“, könne direkt mit Menschen arbeiten, „und ich tue auch noch etwas für andere Seniorinnen und Senioren.“ Dabei hat er bereits einen langen und vor allem wechselvollen Berufsweg hinter sich: Als gelernter Schlosser arbeitete Kniß zunächst als Geselle, ging dann 13 Jahre zur Bundeswehr, war fünf Jahre in El Paso in Texas, arbeitete als Direktions- und Organisationsleiter in der Versicherungsbranche, absolvierte eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter und war Logistikleiter eines Großhandels für Elektronikbauteile, um nur einige Stationen zu nennen.  

Große Resonanz auf Angebot 

Die Resonanz auf das Angebot, sich als Rentner in Zeitarbeit zu beschäftigen, ist riesig – viele sind mit dem Eintritt in die Rente nach wie vor körperlich und geistig fit. Kniß hatte bisher Kontakt zu rund 2.000 Rentnerinnen und Rentnern – und sammelte dabei einen echten Erfahrungsschatz: „Viele fühlen sich zuhause einsam, ihnen fehlen soziale Kontakte oder sie haben keine Hobbys. Meistens spielt aber auch das Geld eine Rolle, entweder weil die Rente zu niedrig ist oder weil andere finanzielle Verpflichtungen wie etwa Unterhalt bei Scheidung existieren“, zeichnet der 69-Jährige die unterschiedlichen Intentionen nach.  

Generation Rente tickt anders 

Michael Kniß fällt eher in die Kategorie "Tausendsassa", denn er ist mit seinen Hobbys als Biker und Country- & Westernsänger ebenfalls gut ausgelastet. Dass die aktuelle "Generation Rente" ganz anders tickt, hat er spätestens bei den Bewerbungen festgestellt: „Diese Bewerberinnen und Bewerber sind topfit in Sachen Computer. Das Recruiting findet eigentlich nur noch über das Internet, also beispielsweise Social Media und die typischen Jobangebotsplattformen statt“, betont der „Silver Surfer“.  

Schnelles Feedback 

Er nehme dann per Telefon unmittelbar Kontakt mit den Bewerberinnen und Bewerbern auf, erfrage ihre Qualifikationen und ihre Motivation. Die Angesprochenen seien immer begeistert über das schnelle Feedback, andere Plattformen seien äußerst lahm oder reagierten gar nicht, weiß er aus den Gesprächen. Gebe es einen Treffer in dem bundesweit agierenden Unternehmen, weise er die Kandidatinnen und Kandidaten passend zu ihrem Wirkungsraum anschließend jeweils den Unique-Niederlassungen vor Ort zu. 

„Manchmal müssen wir halt etwas länger zuhören."
Michael Kniß | Personal Manager Seniors

Riesengroßes Potenzial 

Kniß steht daher in Dauerkontakt mit den Niederlassungen – Unique Seniors ist Bestandteil der Unique-Familie mit zwölf Marken und rund 130 Standorten in Deutschland. Er habe ein riesengroßes Potenzial an Fachwissen und auch Arbeitskraft ausgemacht. Manchmal fühle er sich dabei auch wie ein „Hobby-Priester“ – „und deshalb finde ich auch die Idee genial, die Unique-Büros ebenfalls mit Rentnern zu besetzen“, ist er begeistert. Durch die Gleichaltrigkeit werde schnell ein guter Draht untereinander hergestellt, „und manchmal müssen wir halt etwas länger zuhören“, schmunzelt Kniß.  

Gefragte Jobs 

Überlassen werde je nach Interessenlage, Belastbarkeit und Fähigkeiten in so ziemlich alle Branchen. „Klar, wir können einen 72-Jährigen schlecht als Dachdecker einsetzen, aber ansonsten gibt´s hier kaum Einschränkungen. Wir haben Rentner sowohl im Logistikbereich als auch einen Schweißer als CNC-Fräser in Vollzeit beschäftigt. Auch gefragt sind Jobs als Bürohilfen oder in der Finanzbuchhaltung und besonders auch Gabelstaplerfahrer“, zählt er weitere Möglichkeiten auf.  

Vorteil tariflicher Regelung 

Von den beschäftigten Rentnerinnen und Rentnern werde auch die Verlässlichkeit der tariflichen Regelung des Gesamtverbands der Personaldienstleister mit den Gewerkschaften sehr geschätzt: „Wir haben Beschäftigte quer durch alle Entgeltstufen, und die wissen genau, was sie am Ende des Tages auf dem Konto haben.“ Ressentiments der Kundenunternehmen gebe es zwar, aber die seien immer seltener, „und spätestens mit der Einstellung und Beschäftigung einer Person im Rentenalter sind diese Bedenken sofort aus dem Weg geräumt“, freut er sich. Vor allem die komplett flexiblen Einsatzmöglichkeiten werden von den Kunden und den Älteren als überaus positiv bewertet: „Wir haben beispielsweise Mitarbeiter, die nur montags in einem Logistikbetrieb beschäftigt sind, um die Online-Bestellungen vom Wochenende abzuarbeiten“, zeichnet Kniß das Procedere nach. Sie seien sehr beliebt, weil – ebenfalls ein Erfahrungswert – sie sich „durch eine große Loyalität gegenüber dem Unternehmen auszeichnen und sehr selten krank sind.“ So wie Michael Kniß: „Ich habe nicht vor, aufzuhören zu arbeiten und bin heiß drauf, noch mehr zu lernen!“ 

Unique-Seniors-Geschäftsbereichsleiter Tobias Bell: Positive Bilanz bei der Beschäftigung Älterer 

Seit einem Jahr bietet das GVP-Mitgliedsunternehmen Unique Seniors Jobs für Rentnerinnen und Rentner an – und lief mit dieser Idee offene Türen ein: „Neben bislang rund 2.000 Kontakten konnten wir rund 100 Senioren wieder in einen Job bringen und haben aktuell über 50 Beschäftigte in dieser Altersklasse im Einsatz“, zieht Tobias Bell, Geschäftsbereichsleiter für Unique Seniors und Students in Deutschland, eine erste positive Bilanz.  

„Diese Generation tickt einfach anders."
Tobias Bell | Geschäftsbereichsleiter Unique Seniors

Die Ursachen für die erfolgreiche Vermittlung und die Rückmeldungen aus den Kundenunternehmen sieht Bell in dieser Arbeitnehmergeneration verankert: „Sie sind sehr loyal, integrieren sich schnell, stehen voll hinter dem Unternehmen und den Kunden. Kurz gesagt, diese Generation hat eine vollkommen andere Grundeinstellung, sie tickt einfach anders“, nennt der 42-Jährige die Gründe, warum die Nachfrage steigt – wenn auch zögerlich: „Die Kundenbetriebe nehmen das zunehmend wohlwollend wahr und wollen das Arbeitgeberrisiko nicht tragen.“  

Verschwindende Fehlzeiten 

Er habe festgestellt, dass die Fehlzeiten in dieser Altersklasse verschwindend gering seien. Zudem könne Fachwissen an jüngere Kolleginnen und Kollegen weitervermittelt werden. In den nächsten zehn Jahren, so Bell, gehen sieben Millionen Beschäftigte in Rente. „Das erzeugt nicht nur eine Riesenlücke, sondern es gehen auch jede Menge Know-how und Arbeitskraft verloren“, erläutert der Geschäftsbereichsleiter. Das Konzept der Beschäftigung von Rentnern bedeute eine Vierfach-Win-Situation. Davon profitieren die Beschäftigten, das Kundenunternehmen, die Personaldienstleister und unterm Strich somit die ganze Gesellschaft. „Wir können mit dem Modell alle denkbaren Beschäftigungsmöglichkeiten abfangen und das Arbeitgeberrisiko liegt dabei auch bei uns Personaldienstleistern“, zeichnet er die Vorteile nach.  

Soziale Verantwortung 

Der ursprüngliche Anstoß dafür kam aus dem Unique-Mutterkonzern RGF Staffing selbst. Mit dieser Initiative will das Unternehmen weltweit seiner sozialen Verantwortung gerecht werden – mittlerweile gibt es in vielen Ländern zahlreiche Modelle. „Wir bauen Brücken für Benachteiligte in Arbeit und Bildung“, erklärt der diplomierte Kaufmann. Denn auch Rentnerinnen und Rentner seien benachteiligt: „Bewerber werden auf dem freien Markt wegen ihres Alters immer noch schnell und häufig aussortiert.“  

„Wir bieten eine Brücke zurück auf den Arbeitsmarkt."
Tobias Bell | Geschäftsbereichsleiter Unique Seniors

"Generation Silver" im Internet 

Internetplattformen seien oftmals zu langsam und Bewerber erhielten kaum bis gar keine Resonanz. Die Bewerbungsverfahren laufen in der Tat inzwischen nahezu ausschließlich online – die "Generation Silver" sei heutzutage mehr oder minder durchweg im Internet unterwegs, so Bell. „Wir haben bisher nur eine einzige Bewerbung per Post erhalten“, ist er selbst über die Agilität und Mobilität erstaunt. „Mit unserem Konzept bieten wir nicht nur eine Brücke zurück auf den Arbeitsmarkt, sondern auch eine echte Zukunftsperspektive“, nennt der zweifache Familienvater die positiven Aspekte.  

Die Generation Silver ist fit am Computer: Laut Tobias Bell laufen die Bewerbungsverfahren nahezu ausschließlich online übers Internet. Foto: Stock Photo

Politische Anreize schaffen 

Aus seiner Sicht müssten auch politisch mehr Anreize geschaffen werden – denkbar sei etwa, den Verdienst steuerfrei zu lassen. „Wenn die Steuer nicht wäre, würden viel mehr Rentner in Vollzeit arbeiten.“ Die Produktivität liege über dem Durchschnitt, wirbt er für die Babyboomer-Generation – das sei bereits überaus positiv bei den Kundenunternehmen angekommen. „Es funktioniert und ist wirtschaftlich darstellbar“, lautet sein Fazit zu dem seit dem 1. September 2023 laufenden Prinzip von Unique Seniors. „Wir werden es weiter wachsen lassen“, kündigt Bell angesichts der Ergebnisse an. 

Rainer Guntermann arbeitet bei GKN im Bereich Werkzeugbau. Foto: GKN

Zeitarbeitnehmer Rainer Guntermann im Interview: Als Rentner voll im Team integriert 

Der 64-jährige Rainer Guntermann ist von Unique Seniors an das Unternehmen GKN Powder Metallurgy für den Bereich Werkzeugbau überlassen. Die Firma ist ein Komplettanbieter von Lösungen für Metallformteile, die Pulvermetall zu Hochleistungs- und Hochpräzisionskomponenten formt.  

Das Unternehmen besteht aus GKN Hoeganaes, GKN Sinter Metals und GKN Additive, um die Produktion von Pulverwerkstoffen, konventionellen Komponenten und Additive Manufacturing zu ermöglichen. Im Gespräch mit dem GVP erklärt Guntermann seine Intention, Erfahrungen und Vorteile der Arbeit auch nach dem Eintritt in die Rente.

Warum arbeiten Sie über Ihr Rentenalter hinaus? 

Weil es mir zu langweilig war, zuhause rumzusitzen. Ich bin bereits mit 63 in Rente gegangen, da Ford den älteren Kollegen den Weggang erleichtert hat. Ich war dann rund ein Jahr im Vorruhestand zuhause und bin seit dem 1. August 2023 offiziell Vollrentner. 

Wie werden Sie im Team (beim Kunden) integriert?  

Das Team, mit dem ich arbeite, ist super toll, man wird voll unterstützt und die Kollegen sind cool und nett. Außerdem verfügt das Team, also alle Kollegen, über ein großes Allgemein- und Fachwissen. 

Nimmt man auf „Seniors“ in besonderer Form Rücksicht? 

Nein, das ist aber auch nicht notwendig. Ich bin voll integriert und arbeite ja tatsächlich auch acht Stunden täglich. Ich mache meine Arbeit eben gern und guten Gewissens. 

Findet ein Wissenstransfer zwischen Ihnen und den jüngeren Mitarbeitern statt? 

Nicht explizit, aber wir tauschen uns natürlich generell aus, aber das mache ich wie jeder andere auch. 

Was schätzen Sie an der Unterstützung von Unique als Personaldienstleister?  

Ich finde das Unternehmen sehr cool und sehe positive Unterschiede zu anderen Personaldienstleistern. Man tauscht sich bei Unique aus, erhält Feedback und arbeitet auf einer vertrauensvollen und guten zwischenmenschlichen Basis zusammen. 

Welche Erfahrung haben Sie bisher „im hohen Alter“ bei der Jobsuche oder in Bewerbungsprozessen gemacht? 

Überraschend positive: Ich habe drei Bewerbungen geschrieben und drei Zusagen erhalten. Unique war das dritte Gespräch. Ich habe bei den ersten beiden Firmen in anderen Branchen als mein bisheriger Werdegang Probearbeiten absolviert. Und es gab Punkte, die mir nicht zugesagt haben. Bei Unique hat alles gepasst und ich bin mit Unique und meinem Einsatz super zufrieden.

CEO Philipp Geyer: Älteren Brücken in den Arbeitsmarkt bauen 

Es ist eine "Brücke der Möglichkeiten", mit der die Recruit Gruppe schon im Unternehmens-Logo ihre Intention demonstriert: „Es ist Teil der Strategie unseres Konzerns, zu dem auch Unique Seniors gehört, Brücken zu bauen. Brücken in den Arbeitsmarkt und – im Fall von Unique Seniors – konkret für Ältere Brücken in den Arbeitsmarkt zu bauen“, erklärt der Chief Executive Officer (CEO) der Recruit Gruppe in Deutschland, Philipp Geyer.  

Philipp Geyer ist Chief Executive Officer der Recruit Gruppe Deutschland und GVP-Vorstandsmitglied sowie Mitglied der Tarifkommission B und GVP-Landesbeauftragter Bayern.
„Wir können passgenaue Einsätze wählen, die individuell auf den jeweiligen Arbeitnehmer zugeschnitten sind."
Philipp Geyer | Chief Executive Officer (CEO) der Recruit Gruppe in Deutschland

Den Job gut zu machen und dabei zugleich etwas Gutes zurückzugeben gehöre zum Selbstverständnis der international agierenden RGF Staffing Group, zu der Unique Seniors gehört. Dieses soziale Engagement bündelt und begleitet die Recruit Gruppe im Rahmen der Initiative und Marke Recruit Connect. Es konzentriere sich, so Geyer, auf Gruppen, deren Anforderungen beiderseits, also arbeitnehmer- wie auch arbeitgeberseitig, nicht Usus seien. „Damit ist der Arbeitsmarkt meist überfordert“, erläutert Geyer, der auch als GVP- Vorstandsmitglied, Mitglied der Tarifkommission und als GVP-Landesbeauftragter für Bayern aktiv ist.  

Lokalisiertes Engagement 

Dabei sei Inklusion ebenso ein Thema wie etwa die Beschäftigung alleinerziehender Mütter – oder eben von Seniorinnen und Senioren. Das Engagement ist lokalisiert und orientiert sich jeweils an den Gegebenheiten der Länder. In Japan zum Beispiel liegt der Fokus auf alleinerziehenden Müttern. RGF Connect setzt darauf, dass die Gesellschaft Chancengleichheit und Empowerment für alle bietet: „Durch die Bildungsinitiativen und lokalen Beschäftigungsmöglichkeiten von RGF Connect schließen wir Lücken und bauen Barrieren auf dem Arbeitsmarkt ab. Ziel ist die Schaffung einer stärkeren und integrativeren Gesellschaft für alle“, heißt es denn auch in einer RGF-Erklärung.  

Körperliche Arbeit ist bei Einsätzen älterer Beschäftigter kaum ein Thema - diese Generation ist noch sehr fit und übernimmt häufig Arbeiten, die körperlichen Einsatz erfordern. Foto: Stock Photo

Passgenaue Einsätze 

„Gegen ältere Beschäftigte herrschen häufig Ressentiments“, weiß der 42-Jährige. Oftmals existieren bei den Arbeitgebern Bedenken bezüglich der Einsatzfähigkeiten oder etwa wegen möglicher Krankheitsausfälle. „Das Krankheitsrisiko liegt bei Unique Seniors und ist damit vom Tisch. Darüber hinaus können wir mit unserer Erfahrung passgenau Einsätze wählen, die einerseits individuell auf den jeweiligen Arbeitnehmer zugeschnitten sind und andererseits genau zu den Anforderungen des Kundenunternehmens passen“, betont Geyer.  

Körperliche Arbeit kaum ein Thema 

Die anfragenden Betriebe wüssten in der Regel gar nicht, worauf sie in dieser Altersgruppe achten müssen. „Wir hingegen kennen die Jobs und wissen, worauf wir achten müssen“, unterstreicht der CEO. Überrascht sei er dabei, „dass körperliche Arbeit kaum ein Thema ist.“ Die ältere Generation sei noch sehr fit und übernehme häufig auch Arbeiten, die einen körperlichen Einsatz erfordern.  

Vertrauensbasis wichtig 

Vertrauen und Wertschätzung seien wichtige Faktoren im Umgang miteinander: „Deshalb setzen wir auch ältere Mitarbeiter intern ein, die sich um die Belange ihrer altersgleichen Zeitarbeitskräfte kümmern.“ Wenn es in den Gesprächen auch mal medizinische Fragen oder andere altersbedingte Themen zu klären gebe, seien eine Vertrauensbasis und Verständnis immens wichtig. Persönliche Betreuung, faire Bezahlung und soziale Arbeitsbedingungen seien weitere wichtige Faktoren im Umgang miteinander. 

Die GKN Powder Metallurgy ist international tätig und stellt Metall- und Kunststoffprodukte her. Foto: GKN Powder Metallurgy

HR-Manager Christoph Pauly im Interview: Als Kunde nur positive Erfahrungen gesammelt 

Christoph Pauly, HR Manager GSM bei GKN Powder Metallurgy, erläutert im Interview mit dem GVP die Beweggründe, Rentner via Personaldienstleistung zu beschäftigen und gewährt Einblick in die Erfahrungswerte damit: 

Warum beschäftigen Sie Menschen im Rentenstatus – und speziell über Zeitarbeit?  

Menschen im Rentenstatus beschäftigen wir aufgrund des Fachkräftemangels. Rainer Guntermann ist bei uns im Werkzeugbau eingesetzt. Dort besteht auf dem Arbeitsmarkt ein Mangel an Werkzeugmechanikern.   

Welche Erfahrungen haben Sie bisher gesammelt?  

Bisher haben wir nur positive Erfahrungen gesammelt. Herr Guntermann hat sich gut in die Abteilung integriert und bringt sein jahrelanges und fundiertes Fachwissen in seine tägliche Arbeit ein. 

Ist eine Übernahme ins Stammpersonal denkbar?  

Eine Übernahme ins Stammpersonal ist bei uns ausschließlich abhängig von der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens und nicht vom Alter des Zeitarbeitnehmers. Daher ist diese grundsätzlich denkbar. 

Gibt es gesonderte Vergünstigungen für diese Rentner zum Beispiel höhenverstellbare Schreibtische, mehr Pausen, Massagestunden etc.?  

Bisher sind keine besonderen Vergünstigungen notwendig, da die Rentner uneingeschränkt einsetzbar sind. Sollten ergonomische Hilfsmittel notwendig sein, dann werden diese, wie bei allen anderen Beschäftigten auch, zur Verfügung gestellt. 

Nehmen Sie wahr, dass jüngere Mitarbeiter im Unternehmen vom Fachwissen der Senioren profitieren oder fördern Sie dies gar aktiv?  

Das nehmen wir immer wieder wahr. Durch ein spezielles internes Ausbildungsprogramm fördern wir in strukturierter Weise die Weitergabe von Fachwissen. 

Gibt es weitere Aspekte, die Sie an der Beschäftigung von Senioren begeistert?  

Senioren sind nicht häufiger arbeitsunfähig als jüngere Beschäftigte auch. Zudem stellen wir bei ihnen eine besondere Motivation und Einsatzbereitschaft fest. 

Wichtige Voraussetzungen: Rechtliche Rahmenbedingungen zur Beschäftigung Älterer 

Die Bundesregierung hat zusammen mit dem Entwurf des Bundeshaushalts 2025 eine Wachstumsinitiative beschlossen. Damit sollen auch ältere Arbeitnehmer motiviert werden, nach dem regulären Renteneintrittsalter weiterzuarbeiten. Unter anderem soll damit dem Fachkräftemangel begegnet werden.

Vorbeschäftigungsverbot 

Laut Änderungsantrag der Koalitionsfraktionen im Bundeskabinett sind folgende Neuerungen geplant: Altersrentner, die bislang schon bei einem Arbeitgeber beschäftigt waren, können nach Erreichen der Regelalterstrenze aktuell nicht sachgrundlos befristet eingestellt werden. Dieses "Vorbeschäftigungsverbot" soll eingeschränkt werden. Dann kann mit dem ehemaligen Arbeitgeber nach Erreichen der Regelaltersgrenze ein sachgrundlos befristeter Arbeitsvertrag geschlossen werden. Die sachgrundlose Befristung darf allerdings eine Höchstdauer von acht Jahren und/oder eine maximale Anzahl von zwölf befristeten Arbeitsverträgen nicht überschreiten. 

Rentenaufschubprämie 

Wer weiterarbeitet, soll ab 2028 anstelle der monatlichen Zuschläge in Höhe von 0,5 Prozent zur dauerhaften Erhöhung der Altersrente auf Antrag alternativ eine Einmalzahlung beanspruchen können, die sogenannte Rentenaufschubprämie. Dafür müssen Rentnerinnen und Rentner ab 2025 mindestens ein Jahr und höchstens drei Jahre nach Erreichen der Regelaltersgrenze mehr als geringfügig versicherungspflichtig beschäftigt gewesen sein. Der Rentenbeginn muss so lange aufgeschoben werden. Die Rentenaufschubprämie soll steuer- und beitragsfrei gewährt werden können. 

Steuerfreie Auszahlung 

Arbeitgeber sollen ab Juli 2025 ihre Beiträge zur Arbeitslosen- und Rentenversicherung, die für versicherungsfreie Arbeitnehmer nach Erreichen der Regelaltersgrenze zu zahlen sind, zusätzlich zum Arbeitslohn steuerfrei an ihre Beschäftigten auszahlen können. Die Auszahlung der Beträge kann nur einheitlich in beiden Versicherungszweigen erfolgen und gilt in der Rentenversicherung damit nur dann, wenn auf die Rentenversicherungsfreiheit verzichtet wird. 

Geplante Anreize im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD

Im Koalitionsvertrag der 21. Legislaturperiode ist eine Anhebung des gesetzlichen Rentenalters derzeit nicht geplant.
Doch CDU, CSU und SPD wollen es attraktiver machen, auch als Senior oder Seniorin arbeiten zu gehen. Sie haben sich daher unter anderem das Thema „Aktivrente" vorgenommen. Im Koalitionsvertrag heißt es: „Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht und freiwillig weiterarbeitet, bekommt sein Gehalt bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei." Ob der Plan von Union und SPD aufgehen wird, dürfte maßgeblich von der konkreten Ausgestaltung dieses Vorhabens abhängen.

Statistik: Entwicklung älterer Beschäftigter in Zeitarbeit

Alternate Text
106631
Zahl wächst kontinuierlich

2014 waren 99.846 von 856.354 Zeitarbeitskräften über 54 Jahre alt (11,6 Prozent).
2024 waren es 106.631 von insgesamt 759.395 – das sind 6,8 Prozent mehr ältere Beschäftigte. Allerdings sank im gleichen Zeitraum die Gesamtzahl der Zeitarbeitskräfte um 12,2 Prozent.
Unterm Strich bedeutet das: Der Anteil älterer Beschäftigter ist 2024 auf 14 Prozent gestiegen.