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Hierbei handelt es sich um einen Archivbeitrag des GVP-Vorgängerverbands „iGZ“.
Wolfram Linke
Die zahlreichen Herausforderungen und Hürden fordern Zeitarbeitsunternehmen täglich immer wieder aufs Neue heraus. Neben zahlreichen gesetzlichen Hürden, einem Wust an Bürokratie, der Digitalisierung und ständiger Akquise steht das Recruiting mittlerweile ganz oben auf der Liste regelmäßiger Aufgaben. Der sich zunehmend verschärfende Fachkräftemangel erschwert das Finden neuer externer Mitarbeiter inzwischen enorm. Teils ist der Markt quasi leergefegt – und das unter anderem auch im Pflegebereich.
Neue Wege gehen, Alternativen finden oder innovative Geschäftsmodelle praktizieren, heißt es für viele Unternehmen. „Warum nicht das Franchisemodell nutzen?“, fragte sich Nicole Piontek, Geschäftsführerin der Piontek Personalservice GmbH. „Die Coronazeit hat uns gelehrt, dass man sich frühzeitig absichern sollte, und deshalb habe ich nach einem zweiten Standbein gesucht“, erläutert die Inhaberin dreier Firmenstandorte ihre Intention. Der Blick über den Tellerrand brachte die Lösung: Nicole Piontek, die selbst polnische Wurzeln hat, fand das Recruitingcenter „Promedica 24“ mit Sitz in Warschau. Das Unternehmen hat in Deutschland bereits 160 Franchisenehmer und vermittelt polnische Pflegekräfte für die Betreuung im eigenen Heim. „Das Prinzip ist ganz einfach“, erläutert die gelernte operationstechnische Assistentin. Nicole Piontek hat einen Exklusivvertrag für Gelsenkirchen und Umgebung. Dort akquiriert sie neue Kunden, ermittelt den Bedarf und informiert dann das Unternehmen in Polen. Promedica sendet auf die individuell persönlichen Ansprüche passgenaue Pflegekräfte, die quasi sieben Tage die Woche 24 Stunden im Ruhrgebiet sind und die Betreuung übernehmen.
„Der persönliche Kontakt ist dabei enorm wichtig“, betont Piontek, die das Franchise auch als ihre „Reaktion auf den Fachkräftemangel“ sieht. Das sei ein äußerst personenabhängiger Markt. „Man muss sehr mitfühlend sein, und das ist leider sehr selten“, schildert sie die Problematik. Und sie hat längst festgestellt: „Für viele ist es eben doch am schönsten, wenn sie zuhause bleiben können.“ Nicole Piontek hält regelmäßig Kontakt zu den zu Pflegenden und spricht mit den Pflegekräften, wobei ihr besonders ihre polnischen Sprachkenntnisse zugutekommen. Die Pflegekräfte sind fest angestellte Mitarbeiter der polnischen Promedica 24 – das bedeutet für die Unternehmerin ein geringeres Risiko. „Die Kosten für die Pflegekraft liegen zwischen 2.200 und etwa 3.000 Euro pro Monat“, verweist sie auf den finanziellen Aufwand. Das sei auch für die Pflegekräfte, die aus Polen und Rumänien stammen, sehr lukrativ, weil in den Ländern je ein sehr niedriges Lohnniveau herrsche. „Deutsch sprechende Pflegekräfte zum Beispiel bekommen mehr Geld“, zeichnet sie die unterschiedliche Entlohnung nach. Einen Unterschied habe sie zudem zwischen deutschen und polnischen Pflegekräften festgestellt: „Polnische Kräfte sind im Durchschnitt rund 40 Jahre alt, deutsche sind viel jünger.“ Eins allerdings eint beide: „Es herrscht überhaupt ein sehr großer Mangel an Pflegekräften. Die Arbeitnehmer diktieren die Preise“, spiegelt die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin und Psychologin die Realität am Arbeitsmarkt wider.
Die Pflegekräfte bleiben, so Piontek, zwei bis drei Monate in Deutschland: „Zwei Kräfte wechseln sich regelmäßig ab, vor allem auch, um nicht den Kontakt zu den eigenen Familien zu verlieren.“ Die Pflege daheim betrachte sie als zusätzliche Option – nicht jedermann wolle ins Seniorenheim. Auch vor dem Franchising, das sie seit Februar 2022 betreibt, habe sie bereits öfter mal Anfragen zur häuslichen Pflege gehabt. Ihr erstes Standbein, die 2017 gegründete Piontek Personalservice GmbH, betreibt sie natürlich parallel weiter. „Ziel ist hier wie da ein möglichst großer Kundenstamm“, unterstreicht Piontek lächelnd, die schon während des Studiums so ganz „nebenbei“ als Zeitarbeitnehmerin, Personaldisponentin und Niederlassungsleiterin gearbeitet hat.
Dieses und weitere Beispiele für New Work sowie innovative Konzepte zur unternehmerischen zukunftssicheren Gestaltung von Geschäftsfeldern stehen in der neuen Ausgabe des Fachmagazins zur Zeitarbeit, Zdirekt! 02-2022. Das Magazin kann jederzeit von jedermann online hier abonniert werden, und der Bezug ist kostenlos. (WLI)
Datum: 05.07.2022
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