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Hierbei handelt es sich um einen Archivbeitrag des GVP-Vorgängerverbands „iGZ“.
Wolfram Linke
Kein Zweifel, die Zeitarbeitsbranche entwickelt sich weiter. Die klassische Arbeitnehmerüberlassung wird immer mehr ergänzt durch unterschiedliche Modelle der Personaldienstleistung - Kathrin Hess, Managing Director des Zeitarbeitsunternehmens Manpower und Mitglied der Tarifkommission des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP), analysierte jetzt die Entwicklung der Branche in einem Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung.
Nicht zuletzt, so die Geschäftsführerin, spiele bei den fluktuierenden Bedingungen auch der demografische Wandel eine große Rolle: Bei Manpower werde oft registriert, dass nachrückende Generationen nicht mehr so flexibel seien – bestes Beispiel dafür seien für den Beruf nötige Ortswechsel. Allerdings sei der Druck, den Standort zu verändern, kaum noch gegeben, weil der Fachkräftemangel über alle Qualifikationsebenen hinweg mittlerweile überall herrsche.
Die Situation habe sich quasi umgekehrt, Hess: „ Es ist immer weniger so, dass ein Unternehmen aus Dutzenden Bewerbern auswählen kann. Vielmehr entscheidet der Kandidat nach seinen Kriterien, wo er hingeht – er sucht sich den Job aus.“ Zeitarbeit sei nun ein Instrument, das gerade der jüngeren Generation entgegenkomme: Viele haben, so Hess, kaum noch Interesse daran, sich dauerhaft an einen Arbeitgeber zu binden.
Da Unternehmen traditionell eine Beschäftigungsobergrenze haben und diese deswegen auch nicht anheben, biete sich die Zeitarbeitsbranche als ideales Instrument an. Volatilität und Flexibilisierung spielen laut Geschäftsführerin eine immer größere Rolle in der Wirtschaft, was besonders auch in unvorhersehbaren Ereignissen wie etwa der Corona-Pandemie oder dem Ukraine-Krieg begründet sei. Vor diesem Hintergrund werde die Zeitarbeit ihrer Ansicht nach auch in Zukunft ihren Stellenwert in der Gesamtwirtschaft haben.
Dies gelte vor allem auch in der Funktion der Branche als Personalvermittler und im direkten Recruiting für die Kundenunternehmen – immer häufiger komme es vor, dass Kandidaten direkt bei den Kundenunternehmen eingestellt werden möchten. Das Zeitarbeitsunternehmen finde sich also in der Rolle als Recruiting-Experte wieder, denn das Anwerben sei nach wie vor Kerngeschäft der Zeitarbeit und biete damit den Unternehmen Planungssicherheit bei personellen Entscheidungen.
Mit Blick auf den zunehmenden Fachkräftemangel rücke dabei das grenzübergreifende Recruiting mehr und mehr in den Fokus, Hess: „Wir Personaldienstleister können beim Start ins deutsche Berufsleben helfen. 2021 betrug der Anteil unserer Projektmitarbeitenden, die aus der EU kamen, 80 Prozent. 20 Prozent kamen aus dem Nicht-EU-Ausland.“
Die Reform des Einwanderungsrechts sieht sie mit dem Beschäftigungsverbot von Drittstaatlern in der Zeitarbeit als nicht zielführend – es seien doch vor allem die Personaldienstleistungsunternehmen, die zur Integration dieser Arbeitnehmer beitragen: Der Abbau von Sprachbarrieren, die individuelle Betreuung und die Übernahme bürokratischer Aufgaben helfe den Kundenunternehmen der Zeitarbeitsbranche, Integrationshürden zu überwinden. Hinzu kommen, so Hess, weitere Hürden wie etwa die Anerkennung ausländischer Zertifikate oder die Sprachbarriere, die es zu überwinden gelte.
Zeitarbeit sei als Arbeitgeber nach wie vor nicht nur attraktive, sondern auch lukrative Alternative, wie die jüngsten Tarifabschlüsse zeigen: „ In den meisten Entgeltgruppen liegen die Erhöhungen im zweistelligen Bereich, das ist mehr, als die meisten aktuellen Branchentarifabschlüsse bieten. Auch bewegen wir uns deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn. Wir sind heute bei 12,43 Euro pro Stunde in der niedrigsten Entgeltgruppe. Das Minimum steigt zum 1. April auf 13 Euro und zum 1. Januar 2024 auf 13,50 Euro. Unsere Mitarbeiter verdienen teils mehr als die direkt eingestellten Kräfte. Diese Entwicklung wird unsere Branche positiv beeinflussen“, ist sich Kathrin Hess im Interview sicher.
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