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Hierbei handelt es sich um einen Archivbeitrag des GVP-Vorgängerverbands „iGZ“.
Viel Geld, Spaß, Flexibilität, keine Überstunden: Mit ihren Ansprüchen stellen junge Arbeitnehmer die Wirtschaft vor Herausforderungen. Was genau motiviert die Generation Gen Z? Was bedeutet das für die Mitarbeitergewinnung und -bindung? Und wie können Arbeitgeber, aber auch Arbeitskollegen den Ansprüchen der Jungen begegnen? Zdirekt!-Chefredakteurin Sara Schwedmann hat diese Fragen mit Rüdiger Maas diskutiert. Der Psychologe erforscht seit 15 Jahren die gegenseitige Beeinflussung der Generationen untereinander, in Unternehmen, aber auch in der Gesellschaft. Und – Achtung Spoiler – zum Teil sind wir selbst schuld.
Arbeitgeber – auch in der Personaldienstleistung – sehen sich immer öfter Forderungen der Generation Z gegenüberstehen, die für viele Ältere undenkbar sind: Mehr Geld, weniger Arbeitsstunden, die Work-Life-Balance muss stimmen. Warum tickt diese Generation so anders?
Maas: Das hat mehrere Gründe. Der Hauptgrund ist, dass es einfach viele Arbeitgeber gibt, die neue Mitarbeiter suchen. Wenn Arbeitgeber A sagt: „Das biete ich nicht.“ Dann gehe ich halt zu Arbeitgeber B, weil der es macht. Punkt. Es gibt bei dieser Generation keine Unternehmensloyalität mehr – und auch nicht die Vorstellung, zehn Jahr oder gar ein Leben lang beim gleichen Arbeitgeber zu bleiben. Viele junge Leute wollen heute studieren, weil sie glauben, eine Ausbildung im Handwerk bedeute auch, ein Leben lang dort zu arbeiten. Ich frage junge Bewerber, die zu uns kommen, immer: „Was ist Dein Wunsch?“ Die Antwort: „Egal, ich will eigentlich nur reichen werden.“ Wer allerdings viel Geld verdienen will, der erlernt ein Handwerk und wird beispielweise Elektriker. Mit einem Bachelor in BWL kannst Du heute nicht mehr reich werden. Auch wenn das in meinen Augen ein trauriges Ziel ist. Jeden Tag werden ungefähr 1.800 Menschen 18 Jahre alt, 3.500 Menschen werden 65 und verlassen das Erwerbsleben – das ist eine Riesenlücke. Die Generation Z kann sich eine Arbeitsstelle aussuchen. Und wenn ich die Wahl habe, wieso soll ich auf irgendetwas verzichten? Wenn ich mir sehr viel aussuchen kann, dann habe ich aber auch immer die Angst, dass die Auswahl, die ich getroffen habe, vielleicht nicht die Beste ist. Diese Angst habe ich permanent. Diese Angst hatten die Generationen zuvor nicht, weil sie froh waren, einen Arbeitgeber zu haben.
Ist das vielleicht auch ein hausgemachtes Problem?
Maas: Absolut. Denn die heutigen Eltern tun alles für ihre Kinder und sorgen dafür, dass die Kinder nicht so viel Unangenehmes erleben. Deswegen kriegen sie einen Teil von der Welt gar nicht mit. Das fängt schon bei der Wahl des Kindergartens oder der Schule an, welche hat den besten Ruf und die höchste Leistungsqualität. Ich versuche also, mein Kind permanent von einem Teil der Realität auszusparen. Das führt dazu, dass ein Kind unter Umständen, bis es 20 Jahre alt ist, kaum Kritik, kaum Negatives erlebt hat. Und wieso soll ich das jetzt in der Arbeitswelt plötzlich erleben und ertragen? Wir wollten, dass die Generation so ist, wie sie ist. Wir haben beispielsweise die Wehrpflicht abgeschafft. Es gibt nichts mehr, was sie machen müssen, was in irgendeiner Form unangenehm ist. Diese Gemengelage führt dazu, dass ich eher in der Forderungshaltung bin. Ein Kind muss permanent entscheiden: Was willst Du anziehen? Was willst Du unternehmen? Wohin soll’s in den Urlaub gehen? Die Eltern geben relativ wenig vor. Das ist für ein Kind unfassbar anstrengend. Das schwappt dann später mit in die Arbeitswelt. Viele Arbeitgeber und ältere Arbeitskollegen wundern sich, wenn ein junger Mitarbeiter nach gerade einmal einer Woche sagt, wo es im Unternehmen langlaufen sollte. Er hat es nie anders gelernt. Wenn Sie so wollen, ist das gesellschaftlich gemacht. Die Generation Z ist ein Spiegel unserer Gesellschaft.
Ist das ein typisches Merkmal für die Generation Z und unterscheidet sie von der vorherigen Generation Y?
Maas: Die Eltern und das familiäre Umfeld sind für die Generation Z viel wichtiger. Außerdem ist diese Generation viel kleiner als die Generation Y oder die Millennials. Die Geburtenjahrgänge waren viel stärker. Die Generation Y hatte noch eine komplett analoge Kindheit. Handys haben sie erst in ihrer Jugend kennengelernt, dadurch haben sie eine ganz andere Prägung erfahren. Die Ansprüche waren auch andere. Die Generation Y wollte, dass die Arbeit zu mir passt. Da hat man oft auch Arbeit mit nach Hause genommen, mit Kollegen noch ein Feierabendbier getrunken oder zusammen Sport gemacht. Dann sprach man irgendwann vom Work-Life-Blending – also eine Überlappung von Arbeit und Freizeit. Das fanden aber alle okay, weil die Arbeit zu mir passen sollte, es war eher eine intrinsische Motivation. Die Vertreter der Generation Z wollen eine klare Work-Life-Separation, eine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit ab 17 Uhr, ohne Überstunden und gemeinsame Zeit nach Dienstende mit Kollegen. Arbeit wird heute eher als andere Form von Freizeit gesehen. Das muss man leider so sagen. Mir berichten die Jungen immer wieder: „Ich bin nicht hier, weil ich muss, sondern weil ich mich für den Arbeitgeber entschieden habe. Also seid etwas dankbarer und mit Kritik sparsamer!“ Das ist schon völlig anders als noch in der Generation Y. Die Generation Z startet auch früher ins Berufsleben. In der Generation Y war es normal, erst im Alter von 30 Jahren bei seinem ersten richtigen Arbeitgeber anzufangen – nach Studium, Auslandssemestern und Praktika. Und man hat weiter entfernt vom Elternhaus studiert. Heute gibt es statt Diplom und Magister Bachelor und Master – und 22- oder 23-Jährige drängen schon nach dem Bachelor in die Arbeitswelt. Das sind schon große Unterschiede. Die Generation Y ist, wenn man so will, die am besten ausgebildete Generation, die im Verhältnis am schlechtesten bezahlt wird.
Das komplette Interview steht in der Zdirekt! 03-2022 (im Anhang als Download).
Datum: 14.09.2022
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