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Hierbei handelt es sich um einen Archivbeitrag des GVP-Vorgängerverbands „iGZ“.
Wolfram Linke
„Wer heute einen LKW-Führerschein hat oder bekommt und arbeiten will, wird nicht arbeitslos.“ Frank Fild weiß, wovon er spricht. Als Leiter des Verkehrsinstituts Rhein Ruhr GmbH in Recklinghausen hat er die Zahlen und vor allem den stetig steigenden Fachkräftemangel in dieser Branche im Blick – und setzt auf Synergieeffekte durch die Kooperation mit dem iGZ-Mitgliedsunternehmen „Lenkzeit, Kraftfahrer und Logistik Personalleasing GmbH“. In der Zdirekt! 01-2022 sind diese Formen der Zusammenarbeit dokumentiert.
„Wir sagen unseren Fahrschülern immer, dass sie in der Zeitarbeit viel mehr Möglichkeiten haben, verschiedene LKW zu fahren“, erläutert der Fahrlehrer aller Klassen. Das sei ein echter Vorteil und überzeuge auch jene, die Zeitarbeit kritisch sehen. Als Einstieg sei die Branche ideal, denn hier könne jeder für sich herausfinden, was für ihn die beste Alternative sei.
Weiterer Vorteil sei, dass das Lenkzeit-Team hauptsächlich im Nahverkehr unterwegs sei, „und das wird bei Berufskraftfahrern zunehmend sehr geschätzt.“ Die Kooperation beruhe auf gegenseitigem Austausch: „Wir bilden Interessierte aus, die zumeist als Arbeitsuchende von den Jobcentern zu uns geschickt werden und fragen bei Lenkzeit an, wen sie mit welcher Ausbildung brauchen“, erklärt der 55-Jährige das Procedere. Das geschehe aus gutem Grund. Über Deutschlands Straßen rollen nicht nur 40-Tonner in allen möglichen Variationen – auch Kranwagen, Schwertransporter, Gefahrguttransporter oder beispielsweise Gabelstapler wollen bewegt werden.
Umgekehrt geht´s natürlich auch: Lenkzeit meldet sich im Bildungsinstitut und fragt gezielt nach. Durch dieses kundenorientierte Arbeiten des Zeitarbeitsunternehmens könne sich zum Beispiel ein Gefahrgutfahrer direkt nach der zwölfmonatigen Ausbildung vorstellen und dann beim Kundenunternehmen der Zeitarbeitsfirma anfangen. Die Kommunikation der Kooperationspartner sei besonders beim Thema Bildungsgutscheine zu schätzen: „Das wird untereinander abgesprochen, denn es ist eine Einstellungszusage nötig, um den Bildungsgutschein zu bekommen“, zeichnet Fild die Praxis nach. Zu deutsch: Der Fahrschüler hat den Job schon in der Tasche, wenn er mit der Ausbildung anfängt.
Einen Extraservice gibt´s beim Institut wie auch bei Lenkzeit für Flüchtlinge: „Wir helfen ihnen, den Führerschein, wenn sie einen haben, hier umschreiben zu lassen. Sonst verfällt er nach einem Jahr“, erklärt Fild. Im Durchschnitt absolvieren 110 Fahrschülerinnen und Fahrschüler im Jahr ihre Prüfung, „und wir haben seit unserer Gründung 2017 eine Erfolgsquote von 100 Prozent“, ist Fild sichtlich stolz. Noch nie sei jemand durch die Prüfung bei der IHK gefallen – und das, obwohl der Anteil von Auszubildenden mit Migrationshintergrund sehr hoch sei. Das liege wohl auch an der sechsmonatigen Zusatzschulung in fachspezifischer Sprache – die Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer verlaufe ausschließlich in deutscher Sprache.
Die Ausbildung werde von der Bundesagentur für Arbeit (BA) zudem komplett gefördert. Rund 80 Prozent, schätzt er, gehen nach der Ausbildung in eine passende Beschäftigung. Der Rest orientiere sich anders, habe teils utopische Vorstellungen über den Verdienst in der Branche. Mit Corona seien die Ausbildungszahlen eingebrochen. „Die Jobcenter saßen teils im Homeoffice, hatten keinen Kundenkontakt mehr, und dann meldeten sich immer weniger Anwärter“, blickt der Institutsleiter zurück.
Hinzu komme das bislang eher negative Image des Berufskraftfahrers, das mit zum Fachkräftemangel beigetragen habe. „Aber als das Toilettenpapier in der Coronapandemie knapp wurde, applaudierten die Bürger den Fahrern von den Autobahnbrücken hinunter“, schmunzelt Fild. Ebenfalls positiv auf das Image habe sich der Truckereinsatz in der Flutkatastrophe ausgewirkt: „Das hat doch sehr zu einer Verbesserung des Bildes beigetragen“, ist er sicher und verweist auf steigende Ausbildungszahlen.
Und dann ist da ja noch der Traum vom König der Landstraße. Fahrlehrerin Lara Groß, die unlängst als Kandidatin bei Günther Jauchs „Wer wird Millionär?“ für Furore sorgte, schwärmt: „Das Gefühl von Freiheit und Abenteuer, wenn du morgens in den Sonnenaufgang fährst, gibt´s nur auf dem Truck.“ Vier hochmoderne große 40-Tonner und ein Reisebus stehen auf dem Hof und warten auf die Auszubildenden. Schüler Marian ist begeistert: „Sitzen wie im Wohnzimmer und vor sich ein Cockpit wie im Flugzeug“, freut er sich auf seinen künftigen Job. Damit das auch weiterhin Hand in Hand läuft, veranstaltet das Verkehrsinstitut regelmäßig Speed Datings in Form kleiner Messen: „Unter anderem Lenkzeit baut dann hier einen Stand auf und stellt sich und mögliche Arbeitsbereiche vor“, erläutert Fild. Das klappe ganz gut, denn es nehme den Schülern auch Berührungsängste. „Und im Zweifelsfall gibt´s ja auch noch die Möglichkeit, ein Praktikum zu absolvieren. Dabei können sich beide Seiten beschnuppern, kennenlernen und am Ende entscheiden, ob sie zusammenbleiben wollen“, zwinkert der Institutsleiter. (WLI)
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