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Hierbei handelt es sich um einen Archivbeitrag des GVP-Vorgängerverbands „iGZ“.
Wo arbeitet eine Personaldienstleistungskauffrau oder ein Personaldienstleistungskaufmann (PDK)? Natürlich in der Arbeitnehmerüberlassung! Nein längst nicht nur – denn wer die Ausbildung erfolgreich abschließt, startet gut vorbereitet auch in andere Personaldienstleistungen wie die Direktvermittlung oder die Personalberatung.
„Als ich 2011 das Ausbildungszertifikat in der Hand hatte, fühlte ich mich bereit – und habe mich dann selbständig gemacht.“ Christian Moskwa gehört zu den allerersten Absolventen des PDK-Ausbildungsganges und ist heute Geschäftsführer der Facharbeiterzentrum Münsterland GmbH. „In erster Linie überlasse ich Facharbeiter aus Rumänien, aber vermittele auch ab und zu jemanden direkt.“ Seine Firma ist seit der Gründung stetig gewachsen. „Und mir war klar: Für mein Unternehmen benötige ich selbst entsprechendes Fachpersonal und da ich ja aus eigener Erfahrung weiß, wie breit die Ausbildung aufgestellt ist, wollte ich auf jeden Fall einen PDKler einstellen.“ Heute arbeitet Florian Andrei als Disponent im Facharbeiterzentrum Münsterland. Der gebürtige Rumäne entschied sich 2017 für die Ausbildung zum Personaldienstleistungskaufmann – und hat dies nicht bereut: „Die Ausbildung hat mir viele Einblicke ermöglicht und ich konnte viel mitnehmen, auch wenn sie sehr herausfordernd ist.“ Der 44-Jährige hat in seinem Heimatland ein Management-Studium für die Hotel- und Gastronomie-Branche abgeschlossen und in Deutschland zunächst als Tischler gearbeitet. „Als ich die Ausbildung vor dreizehn Jahren gemacht habe, standen viele der jetzt gefragten Personaldienstleistungen noch nicht so im Fokus“, erinnert sich sein Chef Christian Moskwa. „Wir haben uns vor allem mit Arbeitsrecht beschäftigt, aber auch damals waren beispielsweise Personalleasing, Outplacement und Outsourcing bereits Thema.“ – „In meiner PDK-Ausbildung waren auch die neueren Personaldienstleistungen und Trends wie Active Sourcing und Digital Recruiting fester Bestandteil, weil auch einfach die Nachfrage eine andere ist“, berichtet Andrei aus seiner Berufsschulzeit.
Ins Leben gerufen wurde die Ausbildung zum Personaldienstleistungskaufmann 2008 von den beiden Arbeitgeberverbänden der Zeitarbeit BAP und iGZ. Als Sachverständiger der Arbeitgeber hat Dietmar Richter am Ausbildungsrahmenplan der neuen Ausbildung mitgearbeitet. Die neue Ausbildung fußt auf einer Idee des ersten Vorsitzenden des iGZ, die dann innerhalb von 30 Monaten umgesetzt werden konnte. „Die PDK-Ausbildung ist eine wesentliche Innovation in der Zeitarbeit“, betont Richter. „Im paritätisch besetzten Gremium zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften war es allen ein Anliegen, dass die PDK-Ausbildung nicht nur auf die Arbeitnehmerüberlassung vorbereitet, sondern auf alle relevanten Personaldienstleistungen.“ Den Beweis dafür sieht Bildungsgangleiter Karsten Zerm nicht nur in den verschiedenen beruflichen Positionen, in denen seine ehemaligen Schüler nun arbeiten: „Die meisten gehen nach der Ausbildung natürlich in die Arbeitnehmerüberlassung, aber einige ehemalige Schüler sind nun als Personalberater oder Vermittler tätig und gehen dort ihre Wege“, weiß der Lehrer am Erich-Brost-Berufskolleg Essen. Seit zwölf Jahren unterrichtet er PDK-Azubis, aktuell eine Klasse mit mehr als 20 Schülern. „Besonders toll finde ich, dass wir immer öfter Auszubildende aus Unternehmen hier haben, die nicht aus der Zeitarbeit kommen. Auch Unternehmen wie die Deutsche Bahn und Organisationen wie die Diakonie oder die bbwe – die gemeinnützige Gesellschaft für Beratung, Begleitung und Weiterbildung – schicken ihre Mitarbeiter zu uns in die Ausbildung.“
Personaldienstleistungskaufleute können in vielen Bereichen arbeiten – angefangen bei Personaldienstleistungsunternehmen über Personalberatungsunternehmen und Personalabteilungen von (größeren) Unternehmen bis hin zu Personalabteilungen von Behörden und Institutionen. Arne Große etwa sucht speziell PDKler, denn seine Firma simplecon ist auf Rec2Rec spezialisiert und sucht Recruiter für die Personaldienstleistungsbranche. Als Personalvermittler bietet Große Outsourcing, Permanent Placement und Executive Search für große Industrie-Kunden und Personalberatungsfirmen, die sich auf die Bereiche Finance, Banking, IT und Engineering fokussiert haben: „Die suchen zurzeit alle händeringend gute Recruiter – das ist Wahnsinn! Und da kann ich ausgebildete Personaldienstleistungskaufleute super vermitteln, denn sie bringen eine gute Grundlage mit. Die haben das Vertriebs-Gen und kennen die Branche. Ich habe schon einige frisch ausgebildete PDKler als Recruiter vermittelt. Ob sie gut auf die jeweilige Stelle passen, hängt natürlich aber auch davon ab, welche Schwerpunkte ihr Ausbildungsbetrieb gesetzt hat.“ Und auch davon, welche Projekte die Azubis während ihrer Ausbildung angeschoben haben. „In meiner Klasse waren alle bei klassischen Personaldienstleistern“, erinnert sich Sebastian Howest, der seine PDK-Ausbildung 2014 bei ehemals Graeber und Partner Fachpersonal abschloss. „Wenn wir Azubis Fragen zu anderen Bereichen hatten, haben die Lehrer diese eingebunden und immer versucht, auch neue Trends oder Randthemen an praktischen Beispielen durchzunehmen.“ Bei Lehrer Zerm spielen dazu vor allem die Messe „Zukunft Personal“ und die intensiven LernortKooperationen wichtige Rollen: „Vor Corona war ich mit meiner Klasse jedes Jahr auf der Messe. Von dort nehmen wir immer viele Anregungen und Trends mit, die wir dann in Projekten und Referaten im Unterricht vertiefen. Da lerne ich selbst noch so Einiges dazu!“ Ergänzend spiegeln die Ausbildungsbetriebe Zerm regelmäßig ihre Bedürfnisse wider. Mit einem Personaldienstleister ist daraus beispielsweise ein Projekt entstanden, in welchem die PDK-Azubis ein Assessment Center speziell ausgerichtet auf die Analyse von Soft Skills entwickelt haben. „Da versuchen wir immer mit der Zeit zu gehen und zusätzlich zum Rahmenlehrplan auf neue Entwicklungen einzugehen. Der Lehrplan selbst ist eher starr, allein im Lehrbuch nehmen die verschiedenen Personaldienstleistungen im ersten Ausbildungsjahr seit dem Start des Ausbildungsgangs aber fast 200 Seiten ein.“ Ein Stück weit sind die Auszubildenden also auch selbstverantwortlich, in welche Bereiche der Personaldienstleistungen sie tiefer eintauchen wollen. „Ich fühle mich auf jeden Fall breit aufgestellt und gut vorbereitet, egal was da in Zukunft auf mich zukommt“, bestätigt Disponent Florian Andrei. „Aktuell mache ich hier im Facharbeiterzentrum Münsterland zwar in erster Linie klassische Arbeitnehmerüberlassung, aber wenn unsere Kunden eine Direktvermittlung oder auch mal Try and hire anfragen, weiß ich, was zu tun ist.“ (SaS)
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