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Tobias Hintersatz Verbandskommunikation
Tobias Hintersatz ist beim GVP im Fachbereich Kommunikation tätig und widmet sich dort schwerpunktmäßig den Bereichen Pressearbeit, Redaktion und Social Media. Der studierte Politologe und Kommunikationswissenschaftler ist seit 2016 beim Vorgängerverband BAP und nun beim GVP beschäftigt. Zuvor war er u.a. in einem Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft sowie einem Architektenverband für die Kommunikation verantwortlich.
Telefon: +49 30 206098-5216E-Mail
Noch vor der offiziellen Eröffnung des Tags der Personaldienstleiser fand die interaktive HR-Lounge in lockerer Clubatmosphäre statt. Hier informierten fünf Referentinnen und Referenten die Gäste über das Thema „Personalentwicklung in der Praxis“ und gaben wichtige Tipps für dieses immer wichtiger werdende Geschäftsfeld.
Dabei zeigte Marc Schüpferling (add-on), wie Teilqualifizierungen (TQ) An- und Ungelernte zum Berufsabschluss führen und machte deutlich: „Dank TQs qualifizieren wir schrittweise für anspruchsvollere Tätigkeiten im Kundenbetrieb oder die Festanstellung. Der Schlüssel liegt in der Zusammenarbeit von Bildungsträgern, Personaldienstleistern, Arbeitsagentur und IHK." Maßgeschneiderte Qualifizierungslösungen präsentierte Steffen Thomas (FraScout), denn „mit spezifischen Englisch-Sprachkursen und mehrtägigen Schulungen machen wir neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen mit den Kunden direkt fit für ihren Einsatz an deutschen Flughäfen von Tag 1 an voll einsatzfähig." Über Erfolge in der internen Personalentwicklung berichtete Martin Klingen (GI Group): „Die Teilnahme unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am berufsbegleitenden Vorbereitungskurs zur IHK-Externenprüfung ermöglicht Quereinsteigern den Berufsabschluss als Personaldienstleistungskaufleute – das stärkt Kompetenzen und Mitarbeiterbindung gleichermaßen." Und die Vorsitzende des neuen GVP-Verbandsbereichs Personalentwicklung (VBPE) Irene Schubert (Talent Kontor) betonte: „Wir schaffen damit eine Plattform für Vernetzung, gemeinsame Qualifizierungsangebote und den Austausch über Fördermöglichkeiten. Unser Ziel: Die Branche als modernen Arbeitgeber positionieren." Abschließend machte Prof. Dr. Jens Große (Leiter des GVP-Fachbereichs Bildung) deutlich: „Personalentwicklung ist die Zukunft unserer Branche – ob für internes Personal, externe Fachkräfte oder als Beratungsleistung für Kunden. Es ist eine Investition, die sich mehrfach auszahlt.“
„Die globale Weltordnung ist im Umbruch und das hat massive Auswirkungen auf unsere Branche. Denn die Personaldienstleister sind der Seismograph für Konflikte in der Welt und spüren es oftmals als erstes“, betonte Christian Baumann in seiner Eröffnungsrede des Tags der Personaldienstleister 2025 zum Thema „Flexibel. Wirtschaft. Stärken.“ Die derzeitige Realität sei erschreckend für die Branche, denn „wir befinden uns im dritten Jahr der Rezession, die Branche hat in den letzten Jahren rund 30 Prozent ihrer Zeitarbeitskräfte verloren und der Trend ist weiterhin nicht positiv.“ Daher sei es umso wichtiger, dass die Politik durch eine wirtschaftsfreundliche Politik, eine spürbare Entlastung der Betriebe und Konjunkturprogramme die Wirtschaft wieder in Schwung bringe. Trotz der Krise gebe es jedoch auch weiterhin einen enormen Fachkräftemangel, aber auch einen Mangel an geringqualifizierten Arbeitnehmern in unserem Land. „Die bestehenden Verbote für unsere Branche sind daher absolut wahnsinnig“, machte Baumann deutlich. So würden gerade angesichts des Mangels an Baufacharbeitern mit bauhauptgewerblichen Berufen vor dem Hintergrund der Infrastrukturprogramme der neuen Regierung Zeitarbeitnehmer dringender denn je benötigt: „Das Verbot der Arbeitnehmerüberlassung im Bauhauptgewerbe muss endlich abgeschafft werden. Es ist pervers, dass dieses Verbot bisher nicht in Abrede gestellt wird! Wir müssen auch Arbeitskräfte aus Drittstaaten in der Zeitarbeit einsetzen können, endlich in einen Modus der Vernunft übergehen und nicht so dogmatisch tätig sein“, so die Forderung von Christian Baumann. Mit Blick auf das kürzlich vorgestellte Gutachten des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) zur potenziellen Lohnlücke in der Zeitarbeit bekräftigte er abschließend, das Gutachten bestätige sowohl den Wert von Zeitarbeit für die einsetzenden Unternehmen als auch die Konkurrenzfähigkeit von Zeitarbeitsbeschäftigungen. Die im Gutachten empirisch belegte Tatsache, dass Zeitarbeitskräfte in vergleichbaren Tätigkeiten dieselben oder sogar höhere Stundenlöhne beziehen als solche außerhalb von Zeitarbeit, belege dies.
„Deutschlands Zukunft gestalten: Welche Rahmenbedingungen sind nötig?“ Mit dieser Frage befasste sich Prof. Dr. Roland Koch, Hessischer Ministerpräsident a.D. und Professor an der Frankfurt School of Finance and Management, in seinem Impulsvortrag. Das Problem in Deutschland sei, dass alle Beteiligten sich darauf eingerichtet hätten, dass der Staat sich um alles kümmere, sei es beim Bürgergeld oder bei einem hinreichenden Mindestlohn. Doch „das System atmet nicht mehr und damit sind sowohl die Politik als auch die Unternehmen in Deutschland massiv konfrontiert“. Zudem sei das Maß an Bürokratie in Deutschland völlig aus dem Ruder gelaufenen und müsse dringend wieder zurückgefahren werden. Auch eine Reform der sozialen Sicherungssystem sei dringend nötig, damit die Kosten für die Sozialabgaben für Unternehmen und Arbeitnehmer nicht endgültig außer Kontrolle geraten würden. Schließlich müsse es für die deutsche Wirtschaft ein größeres Maß an Flexibilität geben, als es bisher der Fall sei. „Moderne Ökonomie in unsicheren Zeiten erfordert Flexibilität und daher sind Personaldienstleister mit ihrem Flexibilitätsangebot von erheblicher Bedeutung. Die Politik wäre gut beraten, die Bedingungen für die Zeitarbeit so zu verbessern, dass sie mit ihrer Flexibilität dem Arbeitsmarkt noch besser bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels als bisher helfen kann“, bezog Koch klar Position.
Mit der wichtigen Frage „Kurswechsel statt Kontinuität: Welche Impulse gibt die neue Bundesregierung der Wirtschaft?“ befasste sich die anschließende Diskussionsrunde unter der Leitung von Moderatorin Anke Plättner.
Ein zentrales Problem, so Arndt G. Kirchhoff, Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen (unternehmer nrw), sei, dass „wir keine wettbewerbsfähigen Bedingungen in Deutschland mehr haben. Zudem hat die Politik das Vertrauen der Bürger und der Unternehmen verloren und muss es dringend zurückgewinnen.“ Erst wenn das gelinge, könnte sich Deutschland langsam wieder aus der Krise rausarbeiten. Zudem müsse die neue Bundesregierung das Kernproblem der ausgeuferten Bürokratie ebenso umgehend angehen wie die Erhöhung der Veränderungsgeschwindigkeit in Deutschland. Um den trotz Krise immensen Fachkräftemangel zu bekämpfen, müsse die qualifizierte Zuwanderung von Fachkräften aus Drittstaaten in den Arbeitsmarkt optimiert werden und „das wird nicht möglich sein, wenn diese Fachkräfte nicht endlich auch in der Zeitarbeit eingesetzt werden könnten“, bekräftigte Schmidt.
Volle Zustimmung für diese Forderung kam von Ingrid Hofmann, GVP-Vizepräsidentin: „Wir müssen endlich Paragraf 40 im Aufenthaltsgesetz abschaffen, damit Personaldienstleister Zeitarbeitskräfte aus Drittstaaten als Maßnahme gegen den Fachkräftemangel einsetzen können: Der Druck auf die Politik muss hier erhöht werden.“ Zudem müsse Deutschland insgesamt attraktiver für Fachkräfte aus dem Ausland werden und ihnen eine richtige Willkommenskultur anbieten, die es bisher in der Form bisher nicht gebe. Als weiteres Problem für die deutsche Wirtschaft auf dem Weg Richtung Aufschwung skizzierte Hofmann die Bürokratie: „Wir diskutieren es seit 20 Jahren und es ist trotzdem immer mehr als weniger geworden. Hier ist die neue Bundesregierung dringend gefragt.“
Als weiteren Impuls, welcher von der Politik ausgehen müsse, benannte Dr. Christoph M. Schmidt, Präsident des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung und ehemaliger Vorsitzender der Wirtschaftsweisen, eine wesentliche Verbesserung der Standortbedingungen für Investoren, beispielsweise durch eine umfassende Steuerreform für Unternehmen nicht erst wie vorgesehen am Ende der Legislaturperiode. „Zudem müssen endlich Fortschritte bei der Digitalisierung gemacht werden und behördliche Formulare komplett digital verfügbar sein“, so die Forderung Schmidts. Auch ein grundlegender Wandel des Mindsets in Deutschland sei unabdingbar. Der Grundstock für weiteres Wachstum in Deutschland seien insbesondere mehr Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit.
Der wichtigen Frage „Weichen für Wachstum: Was Deutschland jetzt für einen wirtschaftlichen Neustart braucht“ widmete sich im Impulsvortrag Prof. Dr. Lars Feld, Direktor des Walter Eucken Instituts für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Es seien turbulente Zeiten, denn „nach 80 Jahren sind wir in einer neuen Weltordnung mit einer Phase der Machtpolitik und des Nationalismus und keiner weiß, wie sie am Ende aussehen wird.“ Diese Lage sorge auch für immer größer werdende wirtschaftspolitische Unsicherheit in Deutschland. Sie habe sich noch vor Beginn des Ukraine-Kriegs seit 2021 erhöht und nehme nach dem Amtsantritt Trumps rasant zu. Die Wachstumsprognosen für Deutschland würden dabei auch für 2025 und 2026 trübe bleiben und ein wirklicher Aufschwung sei nicht in Sicht. Ein Kernproblem: „Wie haben zu wenige private Investitionen in Deutschland, und deutsche Unternehmen investieren mittlerweile lieber im Ausland. Wollen wir endlich mehr erreichen, brauchen wir eine konsequente Angebotspolitik“, so Feld. Kernpunkte einer solchen angebotsorientierten Wirtschaftspolitik müssten neben der Verbesserung der Investitionsbedingungen für Unternehmen auch eine Deregulierung des Datenschutzes und die Senkung der Lohnzusatzkosten sein. Zudem „müssten die nominalen Lohnstückkosten in Deutschland dringend gesenkt werden, die durch die zunehmende Arbeitsmarktregulierung und den stetig gestiegenen gesetzlichen Mindestlohn ausgeufert sind.“ Ein Problem sei dabei aber, dass der Reformdruck bei der Politik noch gar nicht richtig angekommen sei, da es bislang keinen außerordentlichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen in Deutschland gegeben habe.
Das abschließende Expertenpanel drehte sich um zukunftsfähiges HR-Management und eruierte, wie sich HRlerinnen und HRler aufstellen sollten, um erfolgreich am Markt zu bleiben. Dabei stellte Susanne Blüml, Projektleitung HRM der Zukunft bei der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP), einleitend zwölf HR-Trends vor, welche die Personalszene in den kommenden Jahren prägen würden. Von erheblicher Bedeutung seien unter anderem eine Weiterbildung auf hohem Niveau, die Gestaltung der hybriden Arbeitswelt und die Regulatorik in der digitalen Welt. Zudem brauche es mehr Kooperationen zwischen Unternehmen, auch wenn diese sich im Kampf um die geeigneten Fachkräfte befinden würden.
„Um erfolgreich neues Personal gewinnen zu können, müssten sich Unternehmen intensiv damit auseinandersetzen, was die Beschäftigten wirklich möchten“, betonte Dr. Marius Osterfeld, Leiter Ökonomie & Politik bei swissstaffing, schweizerischer Verband der Personaldienstleister. Denn Unternehmen schauten oftmals nur ihre eigenen Stärken an. Dabei müssten sie diese viel stärker an den Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ausrichten und intensiv an der Passgenauigkeit zwischen Beschäftigten und Unternehmen arbeiten.
Daran anknüpfend machte GVP-Präsident Christian Baumann deutlich, dass sich die Bedürfnisse der Menschen an ihren Job erheblich unterscheiden würden. Denn wo das familiäre Netzwerk nicht so stark ausgeprägt sei, seien Faktoren wie Lohn und Karrierechancen deutlich entscheidender. Dabei „verstehen wir Personaldienstleister uns als Bindeglied und als Mediator zwischen Unternehmen und Arbeitskräften und wir können eine viel stärkere Rolle einnehmen, als es heute der Fall ist. Ich bin überzeugt, dass Zeitarbeit langfristig mehr als nur eine Vermittlungsfunktion haben wird: Sie wird komplette HR-Prozesse übernehmen und Unternehmen strategisch in ihrer Personalplanung unterstützen“, so Baumann zum Abschluss des Jahreskongresses, der mit dem traditionellen Sommerfest am Ufer der Spree ausklang.
Fotos: GVP/Regina Sablotny, Tobias Rücker
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