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Hierbei handelt es sich um einen Archivbeitrag des GVP-Vorgängerverbands „iGZ“.
Jens Issel
Seit kurzem ist sie da, die KI (künstliche Intelligenz), die uns das Schreiben von Mails, Briefen, Stellenausschreibungen, Pressemitteilungen und Arbeitszeugnissen abnimmt. Sie trägt den charmanten Namen ChatGPT und könnte dafür sorgen, dass wir unsere Hängematte am Karibikstrand aufhängen. Wir haben uns angeschaut, ob sie tatsächlich als neue Arbeitskraft taugt, die uns die Arbeit abnimmt.
Wunderbar, Sie haben an unserem Exeriment teilgenommen. Untenstehend finden Sie die Textabschnitte, die durch ChatGPT generiert wurden in gelb.
Nehmen wir das bittere Ende gleich vorweg: Der Karibikstrand kommt weiterhin nur während unserer Urlaubstage infrage, denn Intelligenz hat eine weite Range und mir war ChatGPT für den akuten Einsatz nicht intelligent genug. Gesamtgesellschaftlich halte ich sie sogar für gefährlich, was nicht bedeutet, dass Ihre Skills nicht faszinierend sind. Nicht umsonst will Microsoft, laut Medien, mit 10 Milliarden Dollar einsteigen.
Es handelt sich um einen Chatbot, der von OpenAI entwickelt wurde und auf dem GPT-3-Modell (Generative Pre-training Transformer) in der 3. Generation existiert. Er basiert auf sogenanntem Deep Learning, um Texte zu erstellen, zusammenzufassen, zu vereinfachen oder zu übersetzen. Sie wurde also entwickelt, um menschenähnliche Gespräche führen zu können und kann daher auf eine Vielzahl von Themen antworten. ChatGPT lernt ständig dazu und verbessert so seine Fähigkeit, menschenähnliche Antworten zu geben.
ChatGPT funktioniert tatsächlich wie ein Chatbot. Sie tippen eine Frage ein und bekommen eine automatisch generierte Antwort. So weit nichts Neues. Das ist der Sinn von Chatbots und wird zum Beispiel im Kundenservice schon seit einigen Jahren genutzt. Diese neue Technologie hat jedoch zwei Vorteile:
So weit die Theorie. Steigen wir jedoch direkt in den Praxistest ein. Wir alle wissen, dass die Arbeitnehmerüberlassung ein komplexes Feld ist. Was kann ChatGPT in Sachen Zeitarbeit?
Beginnen wir mit etwas Einfachem:
Schon nicht schlecht, oder? An dieser Stelle sei ein Hinweis erlaubt. Die KI stellt die Texte tatsächlich neu zusammen. Stelle ich dieselbe Frage erneut oder stellen Sie dieselbe Frage, werden Sie einen neuen Text dazu erhalten.
Wie sieht es jedoch mit Abgrenzungen zwischen zwei Themen aus?
Und hier merken wir schon: Es wird schwierig. Trotz des gleichen Inhalts ist ChatGPT der Meinung, dass es einen Unterschied zwischen Zeitarbeit und Leiharbeit gäbe, erläutert diesen aber nicht näher. Woran es liegt lässt sich nicht genau feststellen. Allerdings agiert die Technologie ja international. Inwiefern von der KI also länderspezifische Besonderheiten beachtet werden bleibt fraglich.
Wir alle wissen, wie komplex das Arbeitnehmerüberlassungsrecht ist. Der iGZ stellt seinen Mitgliedern daher mit der iGZ-Rechtsberatung ausgewiesene Experten zur Verfügung. Kann ChatGPT hier mithalten?
So weit nicht falsch. Allerdings fehlt mir bei der Antwort ein wenig die Tiefe. Die KI bleibt sehr allgemein. Ich muss selber lernen die Fragen spezifischer zu stellen. Also ein neuer Versuch:
An dieser Stelle wird es tatsächlich schwierig. Die Antwort von ChatGPT ist mindestens unvollständig, so gesehen sogar falsch.
Stellen wir also unserem iGZ-Juristen Sebastian Reinert dieselbe Frage:
Es gibt „den Tarifvertrag des iGZ“ nicht. Der Arbeitgeberverband iGZ hat nach einer Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts (BAG, Beschluss 20.12.2020 – 5 AZR 143/19(A)) mit den acht Gewerkschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) jeweils einzelne Tarifverträge, u.a. Mantel-, Entgelt- und Entgeltrahmentarifverträge, abgeschlossen (sog. mehrgliedrige Tarifverträge im engeren Sinn). Der Gleichstellungsgrundsatz (Equal Treatment) kann nur wirksam abgewendet werden, wenndie jeweils geltenden Tarifverträge, die der iGZ mit einer DGB-Gewerkschaft abgeschlossen hat, zunächst nach deutschem Recht wirksam ist und damit insbesondere von tariffähigen und für die Zeitarbeit zuständigen Tarifvertragsparteien abgeschlossen worden ist, wobei der iGZ und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) tariffähig und tarifzuständig für die Zeitarbeit (vgl. BAG, Beschluss vom 16.10.2020 – 5 AZR 143/19(A) sind, undsofern der Mitarbeiter nicht Mitglied in einer DGB-Gewerkschaft ist: die im Arbeitsvertrag vereinbarte sog. Bezugnahmeklausel, mit der auf die Tarifverträge, die der iGZ mit den DGB-Gewerkschaften abgeschlossen hat, wirksam ist, unddie jeweils geltenden Tarifverträge – mit der Ansicht des BAG (Urteil vom 19.10.2019 – 4 AZR 66/19 und Urteil vom 20.12.2022 – 5 AZR 131/19) – im Arbeitsvertrag vollumfänglich in Bezug genommen worden sind, unddie Zeitarbeitstarifverträge – unter Berücksichtigung der weiteren Auffassung der Bundesagentur für Arbeit – auch in zeitlicher Hinsicht vollumfänglich auf das Arbeitsverhältnis angewendet werden (vgl. Fachliche Weisungen der Bundesagentur für Arbeit zum AÜG, FW AÜG 8.5 Nr. 5 und 8.2 Abs. 3 a.E.), unddie jeweils geltenden Tarifverträge auch nach Unionsrecht geeignet sind den Gleichstellungsgrundsatz abzuwenden, und damit unter anderem den in der EU-Zeitarbeitsrichtlinie geforderten „Gesamtschutz“ wahren (vgl. dazu EuGH, Urteil vom 15.12.2022 – C-311/21) und die bevorstehende Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts am 31.05.2023 unter dem Aktenzeichen 5 AZR 143/19).
Es gibt „den Tarifvertrag des iGZ“ nicht. Der Arbeitgeberverband iGZ hat nach einer Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts (BAG, Beschluss 20.12.2020 – 5 AZR 143/19(A)) mit den acht Gewerkschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) jeweils einzelne Tarifverträge, u.a. Mantel-, Entgelt- und Entgeltrahmentarifverträge, abgeschlossen (sog. mehrgliedrige Tarifverträge im engeren Sinn). Der Gleichstellungsgrundsatz (Equal Treatment) kann nur wirksam abgewendet werden, wenn
Halten wir fest: Rechtliche Zusammenhänge sind noch nicht die Stärke dieser KI, insbesondere, weil wir starkt differenzieren müssen und das Arbeitnehmerüberlassungsrecht viele Zusammenhänge beinhaltet, was für eine solche Technologie besonders herasufordernd ist.
Aber es gibt ja auch noch weitere, praktische Anwendungsfälle in der Personaldienstleistungen. Überall, wo wir Texte brauchen, könnte uns ChatGPT helfen.
Zum Beispiel bei der Stellenausschreibung:
Wir suchen einen erfahrenen und zuverlässigen Gabelstaplerfahrer (m/w/d) für unseren Betrieb.
Deine Aufgaben:
Dein Profil:
Wir bieten:
Bist du interessiert? Dann freuen wir uns auf deine Bewerbung, gerne auch per E-Mail.
Und? Was denken Sie? Künstliche Intelligenz oder von mir geschrieben?
Oder wie wäre es mit einem Arbeitszeugnis?
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit großem Vergnügen empfehle ich Herrn Jens Issel als Fachbereichsleiter Kommunikation beim iGZ e.V. Herr Issel hat während seiner Zeit bei uns hervorragende Leistungen in Sachen Innovationskommunikation und Positionierung der Zeitarbeitsbranche erbracht.
Herr Issel hat sich durch seine Führungsstärke, sein strategisches Denken und seine Fähigkeit, komplexe Sachverhalte verständlich darzustellen, schnell als wertvolles Mitglied unseres Teams etabliert. Er hat sich durch seine Initiative und sein Engagement in der Entwicklung und Umsetzung von innovativen Kommunikationsstrategien ausgezeichnet, die dazu beigetragen haben, die Position der Zeitarbeitsbranche in der Öffentlichkeit zu stärken und zu verbessern.
Herr Issel ist ein starker und erfahrener Projektmanager, der in der Lage ist, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu koordinieren und erfolgreich abzuschließen. Er arbeitet immer eng mit seinen Kollegen zusammen und fördert ein konstruktives und produktives Arbeitsumfeld.
Ich kann Herrn Issel uneingeschränkt weiterempfehlen und bin mir sicher, dass er auch in Zukunft hervorragende Arbeit leisten wird.
Mit freundlichen Grüßen
K. Musterfrau
Habe ich mich selbst über den grünen Klee gelobt oder die weiß ChatGPT einfach, was gute Arbeit ist? 😉
Eine weitere Herausforderung besteht darin, ChatGPT so einzusetzen, dass es eine menschenähnliche Konversation führen kann. Dies erfordert, ihr genügend Kontext und Informationen zu geben, damit sie in der Lage ist, relevante und sinnvolle Antworten zu liefern. Es kann auch schwierig sein, ChatGPT so zu programmieren, dass sie auf unerwartete Fragen oder ungewöhnliche Konversationsverläufe angemessen reagieren kann.
Die auffälligesten Schwächen von ChatGPT:
Ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit dem Thema Künstliche Intelligenz, habe in der Vergangenheit selber Kunden betreut, die in diesem Feld unterwegs waren, allerdings meist mit speziellen Anwendungsfällen im Business-Kontext. ChatGPT wird nach meiner Einschätzung jedoch der erste Schritt in die Massenanwendung sein. Texte braucht jeder und eine breite Masse ist daran interessiert Abläufe so effizient wie möglich zu gestalten. Der Schlüssel ist die Anwenderfreundlichkeit und die ist bei einer chatähnlichen-Funktion wie bei ChatGPT allemal gegeben.
Trotz aller Schwächen begeistert mich der Entwicklungsschritt, den wir durch ChatGPT sehen können. KI steht vor der Türe und klopft ganz laut an. Selbst für Experten lassen sich Texte teilweise offenbar kaum von menschlich geschriebenen unterscheiden.
Wer sich ein bisschen mit KI auskennt weiß, dass es sich um lernende Systeme handelt. Je mehr Nutzer diese Technologie hat, umso mehr Daten generiert und bewertet werden, umso sinnvoller und erfolgreicher werden diese Systeme.
Allerdings hat auch diese Technologie ihre Tücken, die hochgefährlich für unsere Gesellschaft werden können.
ChatGPT greift auf bestehende Daten und Informationen aus dem Internet zurück. Was ist, wenn in bestimmten Themenfeldern Informationen des Internets zum jetzigen Zeitpunkt zu 60 Prozent falsch, unvollständig oder nicht endeutig sind? Nach meiner Einschätzung wird ChatGPT diese Informationen derzeit ohne Prüfung, was bei diesen Massen an Daten auch kaum möglich sein wird, ausspielen. Die Nutzer werden sie als Fakten weiterverbreiten und innerhalb kürzester Zeit werden aus den 60 Prozent dann 80 Prozent und irgendwann haben die Falschinformationen die komplette Oberhand gewonnen.
Umgekehrt wird dies ebenfalls der Fall sein. Aus möglicherweise 60 Prozent über die Maße und zu unrecht positiv dargestellten Themen werden womöglich zu unrecht durchweg positiv niederschlag finden. Kritische Momente kaum noch betrachtet. Kommunikationsabteilungen und Journalisten werden dagegen händisch nicht ankommen.
So gesehen ist diese Technologie, trotz alle Begeisterung für den Fortschritt, aktuell nicht marktreif und aus meiner Einschätzung hochgefährlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Es wird allerdings auch Zeit, dass wir uns auch mit möglichen Schattenseiten beschäftigen. Meine Befürchtung: Politik und Gesetzgeber werden sich zeitlich, aber auch inhaltlich-technisch schwer tun, in diesem Bereich Regelungen zu finden. Das hat die Vergangenheit bei Facebook und Google gezeigt. Politik und Gesetzgeber waren lange Zuschauer und versuchen jetzt punktuell wieder Dinge einzufangen.
Ähnlich wird es in Sachen KI laufen. Antworten auf wichtige Fragen müssen gefunden werden:
Sie sehen: KI wird uns in den nächsten Jahren gesamtgesellschaftlich, in Hinblick auf Recht, Ethik und Miteinander, beschäftigen müssen.
Für viele Branchen könnten Anwendungen, wie ChatGPT große Effizienzentwicklungen bringen, so auch für die Personaldienstleistung. Beim Thema KI läuft allerdings auch immer das Gespenst der Reduzierung von Arbeitsplätzen neben uns her. Das sehe ich nicht. Wer in der aktuellen Situation sieht, wo es an Personal und Kompetenz mangelt und wo Mangel in Industrie und Gesellschaft herrscht, der muss feststellen, dass KI uns gewisse Arbeiten abnehmen und vereinfachen kann, Mehrwerte und Wertschöpfung an andern Stellen allerdings händeringend notwendig sind.
Sie wollen ChatGPT selbst ausprobieren? Derzeit ist die einzige Herausforderung der hohe Zugriff und die Auslalstung der Plattform. Ansonsten ist ChatGPT derzeit kostenlos nutzbar. In der Testphase können Sie sich hier bei Open AI registrieren und das ChatGPT kostenlos ausprobieren.
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